Erinnerung an Contergan - Das Erste zeigt "NoBody's Perfect"
06.08.2010 Inge Faubet
Die ARD strahlt am 10. August den mehrfach ausgezeichneten Film von Niko von Glasow über Menschen aus, die mit Behinderungen durch Contergan leben müssen.
Der im Frühjahr/Sommer 2007 entstandene Dokumentarfilm "NoBody's Perfect" von Niko von Glasow ist am 10. August 2010 um 22.45 Uhr im Ersten zu sehen.
Körperlich behindert durch Contergan
Niko von Glasow wurde im Mutterleib durch das Medikament Contergan geschädigt. Für seinen Dokumentarfilm „NoBody’s Perfect“ suchte der Filmemacher nach elf Personen, die dieses Schicksal mit ihm teilen und genau wie er selbst den Mut hatten, ihren Körper in vollkommener Nacktheit für einen Bildband fotografieren zu lassen. Damit gibt er denen, die im Alltag mehr oder weniger versteckte Blicke auf Menschen mit Körperbehinderungen werfen, die Möglichkeit zum Hinschauen. Niko von Glasow traf auf elf mutige und außergewöhnliche Persönlichkeiten aus Berufsbereichen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch verbindet diese Menschen ein und dasselbe Schicksal: Sie sind „Contergankinder“ und durch ein Produkt der Pharmaindustrie dazu verurteilt, mit ihren Behinderungen zu leben.
Nackte Provokation in Bildern
Eine Ausstellung der Bilder im Großformat vor dem Kölner Dom provozierte nicht nur Überraschungsmomente und löste ganz unterschiedliche Reaktionen bei den Passanten aus, sondern erlaubte auch den Porträtierten, einmal ganz neue Blicke auf sich selbst zu werfen.
Niko von Glasow erzählt über seine eigene Vergangenheit und wie es zu dem Vorhaben kam, dieses „verrückte Projekt“ ins Leben zu rufen. Auf der Suche nach Modellen, die er innerhalb von nur einer Woche beisammen hatte, begann er bei früheren Klassenkameraden aus seiner Kölner Schule für Behinderte. Jedes Modell durfte sich für das Foto einen persönlichen Begleiter mitbringen, das konnte eine Person, ein Foto oder einen Gegenstand sein. Auf diese Weise entstand eine Geschichte, die in Bildern erzählt wird.
Schönheit hat keinen Anspruch auf Vollkommenheit
All diese ganz besonderen Menschen sind der lebende Beweis dafür, dass Schönheit nicht immer vollkommen sein muss.
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Filmemacher Nico von Glasow ließ sich zusammen mit seinem Sohn Mandel fotografieren.
Kim Morton ist Sängerin, Autorin und Bürgermeisterin aus Belfast – eine tolle und wunderschöne Frau. Ihr Sohn ist Zeitsoldat in Afghanistan. Zur Fotosession brachte sie ein Bild von ihm mit.
Stefan Fricke ist Astrophysiker. Seine Frau hat sich von ihm getrennt. Er wohnt allein, fühlt sich aber nicht einsam. Sigrid Kwella ist Tangolehrerin. Sie lebt in Berlin, malt Ölbilder und setzt sich für behinderte Frauen ein.
Der britische Schauspieler und Autor Mat Fraser ist mit seiner Show durch England gereist. Doris Pakendorf posiert auf einem Hocker. Das Bild ist von unglaublicher Anmut und Weiblichkeit. Als kleines Mädchen musste sie einen Poncho überziehen, um vor den Geschäftsfreunden des Vaters ihre Behinderung zu verbergen.
Andreas Meyer ist Jurist und Sofia Plich Sozialarbeiterin. Sie hätte gern mal längere Arme gehabt, um diese einmal in die Hosentasche stecken zu können.
Theo Zavelberg ist Gärtner und Bianca Vogel Dressurreiterin. Sie bestand darauf, dass ihr 800 Kilo schweres Pferd Roquefort mit aufs Bild kam. Ohne digitale Tricks war das nicht möglich. Fred Dove ist Radioreporter und Moderator und Petra Uttenweiler gibt sich auf dem Bild geheimnisvoll umschleiert.
Festivals und Auszeichnungen
NoBody's Perfect startete 2008 in den Kinos und wurde auf folgenden Festivals präsentiert: Locarno/Semaine de la Critique (August 2008), Sao Paulo (Oktober 2008), Hong Kong (März 2009), Buenos Aires (April 2009)
Deutscher Filmpreis (April 2009): Bester Dokumentarfilm, World Media Festival (Mai 2009): Intermedia Globe-Gold for Documentaries
Foto: WDR/Niko von Glasow
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