Nachdem nun fast 50 Jahre die Conterganopfer in der ihr Geld verwaltenden Stiftung nichts zu sagen hatten, ist es nun mit der Stiftungsratswahl erstmals gelungen, inssoweit wenigstens einwenig Basisdemokratie einziehen zu lassen.

Allerdings war auch das nur Makulatur. Denn tatsächlich haben die Conterganopfer nach wie vor kein wirkliches Mitbestimmungsrecht: Sämtliche Organe (Vorstand und Stiftungsrat) werden - mit Ausnahme von 2 Sitzen im Stiftungsrat - durch das BMFSFJ besetzt. Im Stiftungrat, in dem die gewählten Betroffenenvertreter sitzen, steht diesen beiden 3 vom Ministerium bestimmte Personen gegenüber. Damit haben die gewählten Vertreter keinerlei Chance irgend etwas gegen den Willen des Ministeriums zu bewirken.

Um den Conterganopfern mehr Gehör zu verschaffen, haben wir einen Gemeinsamen Betroffenenausschuss des Stiftungsvorstandes und des Stiftungsrates vorgeschlagen. In diesem Ausschuss sollen nur Conterganopfer vertreten sein. Nicht nur ein umfangreiches Informations-, sondern auch ein Akteneinsichtsrecht muß festgeschrieben werden.

Besetzt werden soll dieser Gemeinsame Betroffenenausschuss mit den Personen, welche die Interessenvertretungen der Geschädigten bestellen. Hiernach kommen erst einmal die Organisationen, deren Vertreter als ordentliche oder stellvertretende Mitglieder in den Stiftungsrat gewählt wurden, zum Zuge und darüber hinaus, mit Erreichung einer gewissen Anzahl von contergangeschädigten Unterstützern, alle anderen conterganspezifischen Interessenvertretungen.

Das ConterganNetzwerk fordert absolute Transparenz der Stiftung. Es muß aber gesagt werden, dass uns die Mitarbeiter der Geschäftsstelle immer sehr entgegengekommen sind. Insgesamt habe ich den Eindruck, als könnten wir mit der Arbeit der Kfw-Mitarbeiter auch sehr zufrieden sein. Aus meiner Sicht besteht auch kein Anlaß, jetzt kollektiv über die Mitarbeiter der Stiftung mit dem Begehren nach Akteneinsicht herzufallen.

Natürlich muß die Frage des Rechts auf Akteneinsicht geklärt und weiterhin ein für alle Beteiligten akzeptables Verfahren entwickelt werden.

Wichtig ist uns hingegen, dass wir in der Arbeit der Betroffenenvertreter äußerste Transparenz obwalten lassen. Ich bin und werde so verfahren, soweit ich hierzu berechtigt bin. Es kann nicht sein, dass wir genau so weitermachen, wie hinsichtlich der Arbeitsweise, die wir in der Zeit vor unserer Wahl angeprangert haben!

Viele Grüße

Christian Stürmer

Hallo Christian!

Jetzt wird erst deutlich, wie gut das Wahlergebnis ist.
Man/frau stelle sich vor, die Vertreter des Ministeriums beschließen gegen die beiden Stimmen der Betroffenen. Sie werden sich dann „warm anziehen“ müssen, um dieses Ergebnis in aller Öffentlichkeit vertreten zu können. Und das da „alle Öffentlichkeit“ sein wird, dafür werden die beiden niedergestimmten Betroffenen sorgen – zumindest einer ))
Hegels Satz „Die Wahrheit ist konkret“ macht erst richtig Sinn (und Spaß!), wenn die Wahrheit auch ans Tageslicht kommt. Die jetzt erstmals mögliche Transparenz wird viel Tageslicht bekommen; nicht zuletzt durch solche Foren wie dieses.
Als kuhle-wampe-mc-quadrat-Mitglied möchte ich zum Schluß noch Brecht zitieren:
„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“ (aus „Lob der Dialektik“)
Ich wünsche Euch/uns Unaufhaltsames! Jetzt Wirtz ernst ))
RainerZufall