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THEMA: swr: Contergan-Geschädigte klagen in Straßburg

swr: Contergan-Geschädigte klagen in Straßburg 30 Aug 2010 14:15 #14631

  • Christian Stürmer
Ostfildern/StraßburgContergan-Geschädigte klagen in Straßburg

Contergan-Geschädigte haben vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Klage gegen die Bundesrepublik eingereicht. Die Geschädigten werfen ihr Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention vor und wollen höhere Rentenzahlungen durchsetzen.

Eine Originalpackung des Medikamentes Contergan (Archivfoto)

* Eine Originalpackung des Medikamentes Contergan (Archivfoto)

Man habe die letzten ausstehenden Papiere der 2.000 Seiten umfassenden Klageschrift in Straßburg am Freitag abgegeben, sagte der Sprecher des Contergannetzwerks, Christian Stürmer, in Ostfildern (Kreis Esslingen). Die Klage werde nun auf Zulässigkeit geprüft. Wie lange das dauert, lasse sich nicht abschätzen. Das höchste deutsche Gericht in Karlsruhe hatte eine Beschwerde des Netzwerks nicht angenommen, unter anderem weil sie nicht begründet worden sei.
Leben "in bitterster Armut"

Die Contergan-Geschädigten werfen der Bundesrepublik Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention vor, weil sie ihrer Pflicht zur Versorgung der Opfer nur unzureichend nachkomme. Sie habe mit der Errichtung einer Stiftung sämtliche Ansprüche schwerstgeschädigter Kinder gegen den Herstellerkonzern Grünenthal (Aachen) ausgeschlossen. Die Opfer seien stattdessen an Sozialämter verwiesen worden, was dazu führe, dass in Deutschland die niedrigsten Renten von allen Ländern weltweit gezahlt würden. Sie lebten "großteils in bitterster Armut", sagte Stürmer.

In der in Straßburg eingereichten Schrift führen die Kläger aus, dass der deutsche Staat maßgeblich an der Contergan-Katastrophe Mitschuld trage. Der Gesetzgeber habe einseitig die pharmazeutische Industrie geschützt und selbst nach Geburt der schwerstgeschädigten Kinder sein einseitiges Verhalten zugunsten der Schädigungsfirma Grünenthal fortgesetzt. Die Anrufung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte sei die letzte Hoffnung der Betroffenen.

Das Netzwerk vertritt rund 350 Geschädigte. In Deutschland gibt es heute noch rund 2.800 Betroffene, die ohne Gliedmaßen zur Welt kamen, nachdem ihre Mütter Ende der 50er Jahre das Schlafmittel Contergan der Firma Grünenthal eingenommen hatten.


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