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Wirkungsweise von Thalidomid-Derivaten in der Hämatologie
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THEMA: Wirkungsweise von Thalidomid-Derivaten in der Hämatologie

Wirkungsweise von Thalidomid-Derivaten in der Hämatologie 27 Apr 2016 17:07 #39785

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Auszeichnung für die Aufklärung der Wirkungsweise von Thalidomid-Derivaten in der Hämatologie



Für die Aufklärung der Wirkungsweise von Thalidomid und mehreren Derivaten in der Hämatologie hat Dr. Jan Krönke vom Universitätsklinikum Ulm den Paul-Martini-Preis 2016 erhalten. „Die Befunde werden helfen, prädiktive Marker für das Ansprechen auf diese Substanzklasse zu entwickeln sowie möglichen Resistenzen zu begegnen“, erklärte Prof. Dr. Stefan Endres, München, im Namen der sechsköpfigen Jury. „Gleichzeitig ermöglichen sie die Entwicklung neuer Medikamente für andere Krankheiten, die das gleiche Wirkprinzip nutzen“.
Medikamentöse Therapien beruhen häufig auf dem Ansatz, bestimmte körpereigene Proteine zu inaktivieren. Normalerweise wird das durch das Andocken eines Wirkstoffs an das betreffende Protein erreicht. Beispielsweise blockieren Medikamente aus der Klasse der Statine ein Cholesterin-produzierendes Enzym, damit der Cholesterinspiegel sinkt. Doch wie Krönke entdeckte, gibt es noch einen anderen Weg zum gleichen Ergebnis: Manche Arzneistoffe wirken dadurch, dass sie das zelleigene Abbausystem auf die stillzulegenden Proteine lenken.

Krönke stellte fest, dass dieses Wirkprinzip sogar schon in den 1950er Jahren unwissentlich realisiert wurde: beim Wirkstoff Thalidomid im damals als Schlafmittel eingeführten Contergan. Jahrzehnte nach der Marktrücknahme wegen seiner fruchtschädigenden Wirkung erlebte der Wirkstoff eine Renaissance als Mittel gegen Multiples Myelom, eine Form von Knochenmarkkrebs bei älteren Patienten. Hier wirkt er, so Krönkes Ergebnis, indem er für den Abbau zweier Proteine sorgt, die Myelomzellen zur raschen Vermehrung benötigen. Auch die Thalidomid-Derivate Lenalidomid, Pomalidomid und das in Entwicklung befindliche CC-122 wirken auf diese Weise.

Lenalidomid sorgt zusätzlich dafür, so ein weiteres Resultat von Krönkes Forschung, dass auch das Protein CK1alpha in gleicher Weise abgebaut wird. Dies führt bei einer anderen Knochenmarkerkrankung, dem Myelodysplastischen Syndrom mit einem Defekt im Chromosom 5, zur Selbstzerstörung (Apoptose) der defekten Zellen, während intakte Zellen nicht beeinflusst werden. So erklärt sich, dass Lenalidomid im Gegensatz zu den anderen Thalidomid-Derivaten auch beim Myelodysplastischen Syndrom erfolgreich eingesetzt werden kann.

Der Preisträger: Dr. Jan Krönke (36) ist Assistenzarzt in der Abteilung für Innere Medizin III für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie und Infektionskrankheiten am Uni-Klinikum Ulm. Seine klinische Tätigkeit erstreckt sich auf die ambulante und stationäre Versorgung von hämatologisch und onkologisch erkrankten Patienten. Als Wissenschaftler leitet er seit Anfang vergangenen Jahres eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichtete Emmy-Noether Nachwuchsgruppe und ist in der Lehre tätig.
Von 2011 bis 2014 war er als Research Fellow an der Harvard Medical School in Boston tätig, wo er die prämierten Ergebnisse erarbeitete.
Im vergangenen Jahr erhielt er für seine Forschungsarbeiten den Artur-Pappenheim-Preis der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, den Württembergischen Krebspreis der Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer Stiftung und den Franziska-Kolb Preis für Leukämieforschung der Universität Ulm.


Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung mit Sitz in Berlin fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 45 Mitgliedsunternehmen.

Die Stiftung ist benannt nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt Professor Paul Martini (1889-1964) in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Förderung und Weiterentwicklung der klinisch-therapeutischen Forschung, die er mit seiner 1932 veröffentlichten „Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung“ über Jahrzehnte wesentlich geprägt hat.

Die diesjährige Preisverleihung fand am 11. April 2016 bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Mannheim statt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen.
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