Gold-Lolas für Ulrich Tukur und Ursula Werner
Samstag, 25. April 2009 02:41 - Von Franziska v. Mutius; Barbara Jänichen
Der Tanz um die "Lola", die Verleihung des mit 2,8 Millionen Euro höchstdotierten deutschen Kulturpreises, führte gestern Abend 2000 Gäste in das festlich dekorierte Palais am Funkturm. Die Crème de la Crème der Filmschaffenden kam zu ihrem Familientreffen: Hannelore Elsner , Suzanne von Borsody , Jana Pallaske , Armin Rohde , Iris Berben , Susanne Lothar , Bernd Eichinger , Florian Gallenberger , Ulrich Tukur , Andreas Dresen und der frisch von der Ehefrau getrennte Thomas Kretschmann , der uns wieder einmal Shermine Sharivar an seiner Seite präsentierte.
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Der erste frenetische Applaus mit Standing Ovations gehörte ausnahmsweise nicht einem der Preisträger, sondern Schauspielerin Senta Berger und Produzent Günter Rohrbach , die sich gestern auf der Bühne - nach fünf Jahren - aus dem Amt der Präsidenten der Deutschen Filmakademie, die die Filmpreise vergeben, verabschiedeten.
Senta Berger, die das gleiche rote Abendkleid trug, das sie bereits zur ersten Verleihung anhatte, sagte schmunzelnd: "Ich bin überrascht, dass es mir nach fünf Jahren noch passt - also fast." Darauf Rohrbach gekonnt: "Ich habe jedes Jahr den gleichen Anzug angezogen. Kein Problem, wir schrumpfen nämlich gemeinsam." Der Höhepunkt des Abends war zugleich auch der Beginn der Gala - der Auftritt Loriots, des diesjährigen Ehrenpreis-Trägers. "Ich durfte ihn vor zwei Wochen kennen lernen, es war - ohne Witz - einer der größten Momente meines Lebens", sagte Laudator Michael "Bully" Herbig . "Er überlässt nichts dem Zufall. Er ist der Shakespeare unter den Kabarettisten. Die Rolex unter den Komikern." Vicco von Bülow selbst dankte auf eine für ihn sehr typische Weise - nachdem er Herbig kurzerhand seinen Stock, auf den er sich stützte, in die Hände warf: "Danke für die Auszeichnung in Form einer makellosen Schönheit, wie sie in den Armen eines 85-Jährigen nur noch selten zu finden ist." Loriot spielte natürlich auf die Lola-Trophäe an, die wie eine Frauensilhouette aussieht. Staatsminister Bernd Neumann , Kulturbeauftragter der Bundesregierung, hatte angesichts des lauten Jubels für Loriot Tränen in den Augen.
Barbara Schöneberger , die gestern durch den Abend führte, war in Bestform. Erst nahm sie ihr Kleid auf die Schippe: "Letztes Jahr haben die Feuilletons geschrieben, sie hängt klamottenmäßig immer noch im Ostblock fest. Aber ich finde, ich bin inzwischen in Polen angekommen. Und in zwölf Jahren hab ich's nach Paris geschafft - Sie werden es erleben." Dann veräppelte sie das Filmbusiness: "Da ist die Krise überhaupt nicht angekommen. Da menschelt es jetzt, die sind eine echte Familie geworden. Da wird zusammengehalten. Das werden sie später beim Büfett sehen. Heike Makatsch mixt die Cocktails, Herbert Knaup trinkt sie aus, und Stefan Aust macht die Spiegeleier. Komm, der war jetzt nicht schlecht, auf den hab' ich mich schon den ganzen Tag gefreut." Dann lief sie zu Schauspieler Michael Gwisdek , der unter seinem Sitzplatz eine Schüssel mit selbstgemachtem Tomaten-Nudelsalat hervorzauberte... Schöne Regie-Idee. Überhaupt muss man an dieser Stelle die Veranstaltung mal loben. Sie hatte eine perfekte Dramaturgie, Würze und keine Längen. Ganz klar die bisher unterhaltsamste aller Lola-Galas - daran hätte auch Marcel Reich-Ranicki nichts auszusetzen gehabt.
Rührend war die Dankesrede von Ursula Werner , die für ihre Hauptrolle in dem wunderbaren Film "Wolke 9" (über Sex im Alter) ausgezeichnet wurde. "Man sieht so oft, dass andere Leute Preise bekommen. Und jetzt stehe ich selbst hier und bin überwältigt. Ich freu' mich besonders, weil meine Kinder jetzt stolz auf mich sind. Mein Beruf hat mich immer von ihnen weggeführt, sie haben mich meist von hinten gesehen."
Unter die Haut ging die Rede von Niko von Glasow , Lola-Preisträger für den Dokumentarfilm "NoBody's Perfect" und Contergan-Opfer. "Es gibt eine Familie in Deutschland, die hat Millionen verdient, unter anderem mit Contergan. Warum geben sie uns nichts davon ab?", rief Glasow. "Sie haben uns so viel Leid zugefügt. Vererbt euer Geld und eure Schuld nicht euren Kindern. Gebt euer Geld uns!" Für die Aftershow-Party hatte sich das ZDF, das die Gala zeitversetzt übertrug, etwas Hübsches einfallen lassen. In dem Programmheft, das die Gäste ausgehändigt bekamen, waren drei herausnehmbare Coupons mit den Aufschriften: "charmantestes Lächeln", "glamourösester Auftritt", "Spruch des Abends". Kleine Schnipsel, die Flirtversuche vereinfachen...
Quelle:
http://www.morgenpost.de/printarchiv/le ... erner.html