Zu der, anlässlich der Einweihung des Contergan-Denkmals am 31.08.2012 in Stolberg, vom Geschäftsführer der Firma Grünenthal, Dr. Harald F. Stock, ausgesprochenen „Entschuldigung“ nehmen wir wie folgt Stellung:
Das Contergannetzwerk Deutschland e.V. bedauert die verpasste Chance, anlässlich der auf neutralem Boden, dem Kulturzentrum der Stadt Stolberg, stattgefundenen Einweihung des Contergan-Denkmals, eine wirkliche Zäsur im Umgang zwischen der Firma Grünenthal und den Conterganopfern durchzuführen:
Eine Zäsur, ein wirkliches aufeinander Zugehen, setzte nämlich mindestens voraus, dass die Firma Grünenthal ihre alten Positionen zu ihrer Schuld den Geschädigten gegenüber aufgibt, bzw. zumindest nicht weiter wiederholt. So ist die Erklärung des Geschäftsführers,
"Grünenthal hat bei der Entwicklung von Contergan nach dem damaligen wissenschaftlichen Kenntnisstand gehandelt und allen Industriestandards für das Testen von neuen Medikamenten entsprochen, die in den 1950er und 1960er Jahren maßgeblich und anerkannt waren.“
unwahr und ein weiterer Tritt gegen die Conterganopfer! Alleine der Einstellungsbeschluss aus dem Grünenthal/Wirtz-Strafverfahren beweist exakt das Gegenteil!
Anstatt das begangene Unrecht zu entschuldigen, entschuldigt man sich für etwas anderes, nämlich das späte Zugehen auf die Opfer, und erreicht alleine durch den Ausspruch des Wortes „Entschuldigung“ in der Öffentlichkeit den Eindruck, dann es nun endlich soweit sei und Grünenthal Einsicht, Reue zeige und den damit verbundenen Schadensausgleich versu-che.
Wenn es aus rechtlichen Gründen (aus den vielzähligen Verfahren Thalidomidgeschädigter im Ausland gegen die Firma Grünenthal) zum jetzigen Zeitpunkt schwierig wäre, Schuld ein-zugestehen, so wäre es aber unbedingt und zwingend erforderlich gewesen, die alten Behauptung totaler Unschuld zumindest nicht zu wiederholen. Indem das aber erfolgte, wird für uns erkennbar, dass eben keine tiefgreifende Bewusstseinsänderung bei den Verantwortli-chen der Firma Grünenthal eingetreten ist.
„Weil wir das haben kommen sehen“, führt der Vereinsvorsitzende Christian Stürmer aus, „haben wir gegenüber dem Kulturzentrum am 31.08.2012 eine alternative, ehrliche Gedenk-veranstaltung durchgeführt“:
Hierbei wurde in einer christlichen Andacht der tausenden toten Conterganopfer und das Leid der überlebenden Geschädigten gedacht. Da im Zentrum der Macht des Wirtz-Konsortiums kein katholischer oder evangelischer Pfarrer hierzu bereit war, hielt ein serbo-kroatischer Erzprister die Andacht. Hierbei wurden 2o Friedenstauben und 250 beschriftete Luftballons steigen gelassen. Die Ballons trugen den Text:
„Contergannetzwerk Deutschland e.V.
Wir gedenken der tausenden Toten, unseren
schwerstgeschädigten Schwestern und Brüdern.
Firma Grünenthal und
Eigentümerfamlie Wirtz: STELLEN Sie sich der Verantwortung!!
www.contergannetzwerk.de“