02.10.2012 12:35
Jarmer fordert monatliche Rente für Contergan-Opfer
Einmalzahlung geht nicht weit genug - Viele warten bis heute
55 Jahre nach der Markteinführung von Contergan in Deutschland warten die Betroffenen in Österreich noch immer auf Entschädigungszahlungen. Auch in Österreich wurden zahlreiche Kinder geboren, die aufgrund des damals zugelassenen Schlafmittels "Softenon" (weltweit bekannt unter dem Namen Contergan) mit dem Inhaltsstoff Thaliomid behindert auf die Welt kamen. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Ländern gibt es in Österreich von staatlicher Seite keine finanzielle Entschädigung in Form einer monatlichen Rente. Erst im Mai 2010 wurden im Sozialausschuss Einmalzahlungen beschlossen, die bis 31.12. 2010 an die Betroffenen ausbezahlt werden sollten. Laut Auskunft der Selbsthilfegruppe "Contergan Austria" haben bis jetzt erst 26 Personen eine Anzahlung erhalten. Fünf Personen wurden ohne Gutachten negativ beurteilt und über mehr als 20 Personen wurde noch nicht entschieden. Die Zahl der Betroffenen dürfte jedoch höher sein.
"Dass viele Betroffene bis heute auf diese Einmalzahlung warten müssen, ist eine Schande für Österreich", sagt Helene Jarmer, Behindertensprecherin der Grünen. Die Einmalzahlungen sind jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein und gehen aus Grüner Sicht nicht weit genug. Durch eine Studie in Deutschland wurden im Mai 2012 nämlich neue Folgeschäden bei Contergan-Opfern bekannt. Da die Blut-und Nervenbahnen anders als die anderer Menschen verlaufen, stellt für sie jeder chirurgischer Eingriff ein erhebliches Risiko dar. Mit steigendem Alter der betroffenen Menschen erhöhen sich auch die Kosten für Pflege und medizinische Behandlungen. Schon jetzt hat sich der Gesundheitszustand vieler Betroffener zum Beispiel durch Verschleißerscheinungen an Gelenken so stark verschlechtert, dass laut Studie in Deutschland ein Drittel ihrer Erwerbstätigkeit nicht mehr nachgehen könne. "Angesichts des steigenden Alters der Betroffenen, der gravierenden Folgeschäden und drohender existentieller Notlagen ist eine Entschädigung in Form einer monatlichen Rente dringend notwendig" fordert Jarmer und ergänzt: "Das sind wir den vergessenen Opfern der Contergan-Katastrophe schuldig".
Moderator und Hörgeschädigtenbeauftragter
L.g. Tom 61